Die Flößerei
seit Jahrhunderten bis heute aktiv!
Weltweit werden Flüsse und Kanäle mit unterschiedlichsten Flößen befahren. Die Flößerei wird regional zur Beförderung von Passagieren und oder Gütern betrieben. Sie ist heute noch in einigen Ländern als Wirtschaftsfaktor von gewisser Bedeutung.
Allein in Deutschland befassen sich 35 Vereine unter der Deutschen Flößerei-Vereinigung mit der Floßfahrt, auch auf Isar und Loisach.
Gegenwärtig beschäftigen sich in Europa nahezu 8.500 Flößer*innen um Anerkennung der Flößerei als immaterielles Kulturerbe der Menschheit (Weltkulturerbe) durch die UNESCO. Eine multinationale Arbeitsgruppe mit Flößervereinen aus Deutschland, Österreich, Tschechien, Polen, Lettland und Spanien arbeitet fast zwei Jahre unter Leitung des polnischen Expertenkomitees der UNESCO und des polnischen Kulturministeriums an der Bewerbung. Internationale Abgabefrist ist der 31 März 2021. Auch der Flößer-Kulturverein München-Thalkirchen e.V. unterzeichnete eine Zustimmungserklärung.
Auf nationaler Ebene ist seit 2014 die Flößerei in der Bundesrepublik durch die Deutsche UNESCO Kommission als Immaterielles Kulturerbe anerkannt und in das Bundesweite Verzeichnis aufgenommen. Den Antrag stellte die Deutsche Flößerei-Vereinigung Bremerhaven e.V. mit einer überzeugenden Begründung, die auf die jahrhundertelange herausragende Rolle der Flößerei bei der Deckung des riesigen Holzbedarfs in allen Lebensbereichen der Gesellschaft einging.
Für den Freistaat Bayern entschied 2020 ein nach UNESCO-Übereinkommen unabhängiges Expertengremium die Passagierfloßfahrten auf Isar und Loisach in das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufzunehmen, mit der Begründung des Kontextes zur historischen Mobilität auf dem Wasser seit dem Mittelalter. Der erfolgreiche Antrag wurde vom Flößer-Kulturverein München-Thalkirchen e.V. gemeinsam mit den drei Floßmeistern auf Isar und Loisach gestellt.
Durch die Passagierfloßfahrten im Sommer führen die Floßmeister Michael Angermeier, Josef Seitner und Franz Seitner das Handwerk der Flößerei und ihre Tradition fort, so wie sie es von ihren Vorfahren übernommen haben.
„Wenn Menschen ihr Wissen und das Können weitergeben, ist das ein wertvoller Beitrag zum gesellschaftlichen Leben, zur kulturellen Identität und zur nachhaltigen Entwicklung”. Zitat Frau Professor Dr. Maria Bäumer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission.
Umfrage
Ein altes Klischee in Literatur und Medien hinterfragte Bezirksheimatpfleger Dr. Norbert Göttler in seinem Vortrag „Typisch Oberbayern!“ für den Flößer-Kulturverein München-Thalkirchen e.V. im Februar 2014 im Asam-Schlössl.
Nachdem jedoch das Klischee eines Flößers ausgespart blieb, fiel uns die Feldforschungsarbeit des Schriftstellers Joseph Friedrich Lentner ein, der in seiner ethnografischen Bestandsaufnahme des Landes Bayern für König Maximilian II. auch die Charaktere der Flößer an den Flussgebieten von Isar und Loisach beschrieben hat.
Es entstand die Idee einer Publikumsbefragung durch den Flößer-Kulturverein, wie heutzutage über den Flößer im Allgemeinen gedacht wird bzw. ob der Beruf überhaupt noch bekannt ist. Bei allen Veranstaltungen des Vereins könnte zukünftig ein Befragungsbogen ausliegen.
Das vom Flößer-Kulturverein ausgewertete Ergebnis sollte anschließend als Arbeitsunterlage dem Bezirksheimatpfleger zur Verfügung gestellt werden. In einem Gespräch mit Dr. Göttler befürwortete er die Idee und konnte sich das Meinungsbild sogar in Verbindung mit einer Flößerei-Ausstellung vorstellen. Zunächst wurde der Ausstellungstermin auf Herbst 2015 in den Räumen des Maierhofs, im Kloster Benediktbeuern, vereinbart. Doch mit Bekanntgabe der gleichzeitig in Lenggries stattfindenden Sonderausstellung „150 Jahre Holzhacker- und Flößerverein“ erschien es sinnvoll, die Ausstellung des Flößer-Kulturvereins erst im Herbst 2016 durchzuführen.
Die Ausstellung „Vom Wasser auf die Straße. Flößerei in der Umbruchszeit“ findet vom 9. Oktober bis 4. November 2016 statt. Als Kuratorin zeichnet Dr. Christine Rädlinger, Historikerin und stellvertretende Vorsitzende des Flößer-Kulturvereins. Für wissenschaftliche Mitarbeit steht Lisa Walleit bereit, Historikerin und Schriftführerin des Vereins. Bezirksrätin Helga Hügenell, auch stellvertretende Vorsitzende des Vereins, hat sich für die Übernahme der organisatorischen Aufgaben bereit erklärt. Auf ihre Initiative hin hielt 2014 Bezirksheimatpfleger Dr. Norbert Göttler den Vortrag „Typisch Oberbayern!“.
Das durch die Befragung entstandene Meinungsbild zum Flößer kann zur Ausstellung und zur Gründungsarbeit eines Informationszentrums oder Flößermuseums beitragen.
An der Umsetzung der Idee, der Durchführung der Befragung und Auswertung der Bögen waren die Mitglieder Barbara und Martin Fochler, Cornelia Meyer, Dr. Elke Lauterbach-Phillip und Helga Lauterbach beteiligt.
Die Ausstellung des Flößer-Kulturvereins München-Thalkirchen e.V. „Vom Wasser auf die Straße. Flößerei in der Umbruchszeit” in Zusammenarbeit mit dem Bezirk Oberbayern fand vom 9. Oktober bis 20. November 2016 im Maierhof des Klosters Benediktbeuern statt.
Herausgeber des Ausstellungskataloges ist der Flößer-Kulturverein München-Thalkirchen e.V. Erschienen ist die Publikation im Franz Schiermeier Verlag München.
Erhältlich im Buchhandel unter ISBN 978-3-943866-50-6
oder direkt im Verlag unter: www.stadtatlas-muenchen.de